Gesundheitswesen

Das dominikanische Gesundheitssystem besteht aus zwei nebeneinander verlaufenden Systemen. Einmal der private Gesundheitssektor, in dem alle Leistungen direkt bezahlt werden, und zum anderen das für alle kostenlos zugängliche staatliche Gesundheitssystem, das sich vor allem auf Hospitäler in den größeren Städten stützt. Die Leistungsmerkmale gerade in der stationären Behandlung von Patienten und Patientinnen sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. In den Großstädten wie Santo Domingo oder Santiago de los Caballeros zeigt sich das staatliche Gesundheitssystem durchaus konkurrenzfähig zum privaten Sektor, nicht jedoch in den eher ländlichen Regionen. Das nur aus Steuermitteln finanzierte staatliche Gesundheitssystem ist oft hoffnungslos überlastet und leidet auch unter nicht selten willkürlich verteilten Mitteln. So kommt es immer wieder vor, dass Menschen, die nicht privat versichert sind, Leistungen vorenthalten bzw. in Rechnung gestellt werden.

Die Sozialversicherungen werden durch den Sozialversicherungsrat (Consejo Nacional de la Seguridad Social CNSS) und verschiedene regulatorische Behörden organisiert. Der staatliche Anbieter ist die Krankenversicherungsgesellschaft SENASA (Seguro Nacional de Salud). Daneben gibt es ca. 20 weitere private Anbieter. Die drei Subsysteme der medizinischen Grundversorgung decken verschiedene Bevölkerungsgruppen ab. Arbeitnehmer mit einem Einkommen über dem Minimallohn werden in das beitragspflichtige System (régimen contributivo RC) zugelassen. Familienangehörige des Versicherten sind mitversichert. Die Beiträge werden von Arbeitnehmern und -gebern gedeckt. Arbeitslose, Menschen mit Behinderungen, Selbstständige mit unregelmäßigem Einkommen unter dem Minimallohn sind über das subventionierte System (régimen subsidiario RS) versichert. Die Kosten trägt allein der Staat. Selbstständige mit einem Durchschnittseinkommen des nationalen Mindestlohns oder höher werden durch das gemischte System (régimen contributivo subsidiario RCS) versichert. Die Kosten werden durch den Arbeitnehmer und dem Staat gedeckt. Darüber hinaus gibt es private Zusatzleistungen.

Für die zuständigen Behörden und die medizinischen Leistungserbringer ist der nationale Gesundheitsrat (Consejo Nacional) und das Staatssekretariat für Volksgesundheit und staatliche Fürsorge (Secretaría de Estado de Salud Pública y Asistencia Social SESPAS) verantwortlich. Die öffentlichen Leistungserbringer sind auf drei Versorgungsstufen (Grund-, Schwerpunkt-, und Maximalversorgung) dezentral organisiert. Neben den öffentlichen Leistungserbringer, die alle Personen in Anspruch nehmen können, gibt es private, die ihre Leitungen für privat Versicherte und in wenigen Fällen auch für staatlich Versicherte anbieten.

Unter den Akteuren des Gesundheitssystems ist das Gesundheitsministerium (Ministerio de Salud Pública MSP) die leitende Behörde. Zusammen mit der Aufsichtsbehörde für Arbeitsmedizin (Super-intendencia de Salud y Riesgos Laborales SISALRIL) definiert der Sozialversicherungsrat den Leistungskatalog der Leistungserbringer. Die Aufsichtsbehörde für Arbeitsmedizin überprüft außerdem die Zahlungsfähigkeit der Krankenversicherungen. Das Schatzamt für Sozialversicherung (Tesorería de la Seguridad Social  TSS) sammelt die finanziellen Mittel der Regierung und die Beiträge der Arbeitnehmer und -geber und verteilt diese an die Krankenversicherungen. Die Leistungserbringer werden durch die Krankenversicherungen verpflichtet, die medizinischen Leistungen anzubieten. Die Interessen der Versicherten werden durch die Direktion für Information und Interessenvertretung der Versicherten (Dirección de Información y Defensa de los Afiliados DIDA) vertreten. Die Institution wird durch das Gesundheitssystem finanziert und ist eine autonome Überwachungsinstanz.

Das System der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen ist in drei Versorgungsstufen (Niveles) gegliedert. Auf der untersten Stufe befinden sich die Einrichtungen der Primärversorgung (Unidad de Atención Primaria UNAP). Diese Einheiten sind beispielsweise ländliche Kliniken oder Praxen von Landärzten. Auf der sekundären Stufe existieren Spitäler auf Gemeinde- und Provinz-Ebene (hospital municipal und provincial). Diese stellen die über die Primärversorgung hinausgehende Schwerpunktversorgung sicher. Auf der tertiären Versorgungsstufe bieten Regionalspitäler (hospital regional) und nationale Referenzspitäler (hospital de referencia nacional) sowie Diagnostikzentren (centros diagnósticos) die Maximalversorgung.

Da das Gesundheits- und Sozialsystem der Dominikanischen Republik nur wenigen Einwohnern in vollem Umfang zur Verfügung steht, führt dies dazu, dass die Betreuung und pflegerischen Versorgung von Erkranken von den Familien und dem sozialen Umfeld getragen werden muss. Dadurch entstehenden hohe Belastung innerhalb der familiären Strukturen. Insbesondere wird vermehrt das Auftreten von Stress, Angst und Depressionen beschrieben. Hauptproblem ist neben der mangelnden Unterstützung durch das Gesundheitssystem vor allem der Mangel an ambulanten und wohnortnahen Unterstützungsangeboten (Medrano et al. 2014).

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